Wozu sind Textverarbeitungen....

Cobra

</font><blockquote>Zitat:</font><hr />Original erstellt von cruz:
was genau heißt das? muss eine sekretärin es
[ ] anzeigen können
[ ] text daraus kopieren können
[ ] es vollständig verändern können
</font>[/QUOTE]In den ersten beiden Fällen könnte ich auch ein pdf schicken, nicht wahr?

Was mit meinem Schreiben letztendlich geschieht, weiß ich auch nicht...damit verknüpft ist aber eine durchaus erzählenswerte Anekdote, die sich genauso zugetragen hat:

/anekdotenmode on
Konkret dreht es sich hierbei um einen Projektantrag beim BMBF (BuMi für Bildung und Forschung). Meinen ersten Antrag habe ich schlicht und einfach als LaTeX-File eingereicht. Als Reaktion erhielt ich eine Mail, die mich aufforderte, doch bitte Windows-konforme Dateien einzureichen. Mein Hinweis, das eine ASCII-Datei dieser Anforderung sicherlich genügt, stieß auf wenig Gegenliebe...ich solle doch bitte Standartformate" (sic!) nutzen. Ich hatte daraufhin zwar mit meinem inneren Teufelchen zu kämpfen, doch schickte ich als braver Bürger keine Standarte samt Belehrung, sondern ein ps-file. Das war auch nicht recht: editierbar soll es sein, und sich an "Stadarts" (sic!) halten. Das verwunderte mich schon: was hatten die denn an meinem Schreiben zu editieren? Ich rief also den zuständigen Sachbearbeiter (nennen wir ihn Herr Roffel) an, und erfuhr, daß aus "verwaltungsrechlichen Gründen Aktennotizen eingefügt werden müssen". ROFL. Ich gab auf und schickte ein WP-file....

Irgendwann war dann Adobe so weit, und man konnte pdf-files editieren sowie Anmerkungen hinterlassen. Zu Herrn Roffel hatte ich inzwischen ein nahezu freundschaftliches Verhältnis, und ich schickte ihm daher ein pdf und rief ihn gleich danach an. Was denn an meinem Antrag zu editieren sei, fragte ich. Uh...ja....eh...Aktennotizen, reine Aktennotizen. Ich wies ihn darauf hin, daß gerade das mit Acrobat fantastisch gelingt, ohne daß die Gefahr besteht, den Originaltext zu verfälschen (jaja, paranoide Cobra... [img]smile.gif[/img] ). Zum Glück hatte er Acrobat auf dem Rechner, folgte dann meinen Anweisungen, und war nach kurzer Zeit restlos begeistert. Genau seinen Ansprüchen würde das genügen, beteuerte er, und es sei auch viel besser als Word. Kunststück.

Nunja. Den nächsten Tag rief er mich traurig und enttäuscht an: sein Chef hate seinen (meinen) Vorschlag abgelehnt. Wir wollen doch nicht mit esoterischem Firlefanz Arbeitszeit verschwenden, nicht wahr, Herr Roffel? Wir halten uns besser an bewährte Standarts. (sic!) Der Markt weiß schon, was gut ist, denn nur gutes setzt sich durch. Und was hat sich durchgesetzt: richtig, MS Word. Sehen sie, Herr Roffel: so einfach löst sich ihr Problem. Also war für die nächste Zeit MS Word vorgeschrieben....

Dann rief mich Herr Roffel an und berichtete, einen neuen, jungen (nuja: 56) und dynamischen Chef bekommen zu haben. Er hatte ihn auch sogleich davon in Kenntnis gesetzt, das Antragsformat standardisieren zu wollen, und nannte meinen Namen. Der Chef, dynamisch wie er war (ist), rief mich auch sogleich an. Ein interessanter Vorschlag wäre das, denn er unverzüglich prüfen wolle. In der Zwischenzeit soll ich doch bitte den Antrag noch einmal als Word-file einschicken. Er bemühe sich auf jeden Fall um eine rasche Entscheidung.

Nach zwei Monaten rief ich ihn an. Was denn nun wäre? Nun...äh...wir haben das ausführlich geprüft, und sind zu dem
Ergebnis gekommen, das diese Variante für uns keine Alternative darstellt, da sie unseren Anforderungen nicht genügt, und *blublablub* . Ich fragte also nochmal: was sind denn ihre Anforderungen? Was ZUM TEUFEL haben sie in meinen Anträgen rumzuschmieren? Nun, nun, gemach, Herr Cobra, gemach. Das sind lediglich...nun...Randnotizen, und rechtlich erforderliche Korrekturen. Aber wir sind ja offen für alle Änderungen: nehmen sie doch OpenOffice, das können wir auch (sic). /edit Er betonte auch, daß sie alle editierbaren Formate annähmen, sofern diese eben dem Standard entsprechen. WTF is standard?

In der Not frißt der Teufel Fliegen. Und die Cobra OpenOffice.
/anekdotenmode off

Sehr viel schöner ist es bei der DFG (Deutsche Forschungsgemeinschaft): LaTeX wird explizit unterstützt. Schlimmer nur noch bei der EU: da ist MS Word Bedingung. Eine peinliche Note, wie ich finde....

Wenn ich schon mal am Labern bin:

/anekdotenmode on
Das lustigste Erlebnis mit MS Word habe ich dem Sekretär der Konferenz zu verdanken, zu der ich jedes Jahr eingeladen werde. Um an dieser Konferenz teilzunehmen, muß man eine "Security-Form" ausfüllen und unterschreiben, die per E-Mail verschickt wird. Als doc-file.

Als ich diese erhielt, schlug mein Virenscanner (KAV) Alarm, und ich sand dem Sekretär eine diesbezügliche Mail. Ich empfahl ihm, sich AntiVir als kostenloses Angebot zu installieren (Inder haben halt nie Geld, es sei denn, es steht Nuklear darauf), weil dieser Macrovirus nach meinen Versuchen auch von AntiVir problemlos erkannt und entfernt werden konnte. Er bedankte sich und schickte mir das Formular erneut, das allerdings vollkommen unverändert war...es trug auch den gleichen Virus mit sich. Oops????

Nach Telefonaten mit anderen Konferenzteilnehmern erfuhr ich, daß er diese kleine Virenbombe offensichtlich an alle 1000 Teilnehmer in aller Welt verschickt hatte. Ich schrieb ihm daraufhin eine Mail, die so giftig war, daß er wohl in Ohnmacht fiel: eine Antwort hat er nie gegeben. Wie groß war meine Freude, als dann in Indien sein Chef auf mich zu kam, und ihn mir vorstellte....und als ich dann ganz zwanglos in einer Diskussion über die Rolle Indiens als HiTech-Land und Technologieträger auf dieses Thema kam, wurde der Sekretär ganz klein, die Augen seines Chefs aber umso größer. Nie in meinem Leben habe ich mehr Schadenfreude empfunden ...
/anekdotenmode off

Cobra

[ 02. M&auml;rz 2003, 14:59: Beitrag editiert von: Cobra ]